9.6.2013

Wiener Neustädter Weg (Steig)

4, 450m

klassischer, alpiner Anstieg in der Loswand mit drei Kaminen als Schlüsselstellen dazwischen auch grasig-schrofige Passagen

Übersicht Wr. Neustädter Weg, blau - Zustieg, rot - Routenverlauf, fotografiert vom Einstieg des Teufelsbadstubensteigs
Übersicht Wr. Neustädter Weg, blau - Zustieg, rot - Routenverlauf, fotografiert vom Einstieg des Teufelsbadstubensteigs

Der Wr. Neustädter Weg wurde 1902 von Otto Laubheimer und seinen Gefährten Schwenk und Stögmüller gefunden und erstbegangen und war damals einer der schwierigsten Anstiege im Raxgebiet. Der Steig wurde aus Protest gegen die Ideen der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt so genannt, da diese nämlich, aufgrund zahlreicher schwerer Bergunfälle, den Vorschlag eines Befähigungsnachweises für Kletterer an die alpinen Vereine herangetragen hatte, dabei aber, man glaubt es kaum, auf Unverständnis gestoßen war.

Auch heute noch ist für eine Begehung kein Befähigungsnachweis nötig, sehr wohl aber Wegfindungsgabe (v.a. den Einstieg, danach markiert), Trittsicherheit im Schrofengelände und nicht zuletzt eine gute Kamintechnik.

Den Beginn des Wr. Neustädter Wegs erreicht man, am Einstieg des Teufelsbadstubensteigs wieder talauswärts vorbeigehend, über geröllige Trampelpfade bis man eine grasige Rinne (kurz etwas abschüssig) quert und auf einen baumbestandenen Kamm gelangt, der zur Felswand hinaufzieht. Ab den ersten Felsen erreicht man nach etwa einer (fiktiven) Seillänge den ersten Standbohrhaken. Die Route bietet immer wieder schöne, fordernde Kletterstellen, dazwischen auch einige Gehmeter.

Historisch bedeutsam ist der "Kainschritt", benannt nach Konrad Kain*, der eine Umgehung des unteren Büchlrisses darstellt. An dieser Stelle merkt man dem Gestein auch schon seine vielen Begehungen an, wirklich glatt ist dann allerdings erst der rechtwinkelige Kamin in der vorletzten Seillänge.

Die Kamine sind recht gut mit Bohrhaken abgesichert, Schlingen und Friends sind dennoch sehr zu empfehlen, da auch in den 3er Seillängen kaum Material vorhanden ist.

Eine wirklich schöne Route, mit vielen aussichtsreichen und idyllischen Rastplätzen!

 

Tipp: Wenn es sich vermeiden läßt, ohne Rucksack einsteigen, dieser ist bei den Kaminen meist sehr störend

"Befähigungsnachweise für Kletterer" in

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen

 Alpenvereins Bd.28 (1902)